Bernhardiner – ein gutmütiger Riese mit langer Geschichte und großem Bedürfnis nach Nähe
Der Bernhardiner, auch Sankt-Bernhardshund genannt, gehört zu den bekanntesten Hunderassen der Welt. Sein ruhiges Wesen, die imposante Größe und seine warme Ausstrahlung lassen viele Menschen davon träumen, einen solchen Hund in der Familie zu haben. Aber wie bei allen großen Rassen ist es wichtig zu wissen, worauf man sich einlässt – besonders, wenn der Hund so viel wiegen kann wie ein erwachsener Mensch.
In diesem Artikel erhältst du einen ausführlichen, praktischen und ehrlichen Überblick über die Rasse: ihre Geschichte, ihr Wesen, den Alltag mit ihr, ihr Aktivitätsniveau und alles, was du bedenken solltest, bevor ein Bernhardiner bei dir einzieht.
Herkunft der Rasse – vom Alpenpass ins Familienleben
Der Bernhardiner hat seinen Ursprung in den Schweizer Alpen, genauer gesagt am Großen Sankt-Bernhard-Pass. Dieses Hochgebirge ist rau, gefährlich und vor allem im Winter extrem anspruchsvoll. Als die Mönche im Hospiz auf dem Sankt-Bernhard-Pass Hilfe brauchten, um Reisende in Schneestürmen zu finden und zu retten, begannen sie, Hunde zu züchten, die in diesem extremen Gelände arbeiten konnten.
Gesucht war ein Hund, der:
- kräftig genug war, um sich durch tiefen Schnee zu bewegen
- robust genug war, um Ausrüstung zu tragen
- ruhig und stabil in Stresssituationen blieb
- intelligent und kooperationsbereit war
So entstand der Bernhardiner – nicht als schmückende Begleithundrasse, sondern als ernstzunehmender Arbeitshund mit großer Verantwortung. Die Hunde wurden Experten darin, Menschen aufzuspüren, die von Lawinen verschüttet worden waren – oft lange bevor menschliche Rettungsteams überhaupt effektiv suchen konnten.
Die Hunde arbeiteten meist in Gruppen. Fand einer einen Vermissten, halfen die anderen, die Mönche zu alarmieren. Die erfahrensten Hunde konnten sogar alleine losgeschickt werden. Es gibt viele Berichte über ihre Einsätze, und auch wenn die genauen Zahlen variieren, bleibt eines unbestritten: Bernhardiner haben Menschenleben gerettet.
Das ikonische Fässchen – Mythos oder Wahrheit?
Das Bild eines Bernhardiners mit einem kleinen Holzfässchen um den Hals ist fast so berühmt wie die Rasse selbst. Der Legende nach war das Fässchen mit Schnaps gefüllt, um unterkühlte Reisende wieder zu wärmen.
Die Realität ist vermutlich weniger dramatisch. Es gibt keine gesicherten historischen Quellen, die belegen, dass die Hunde tatsächlich solche Fässchen im Einsatz trugen. Wahrscheinlicher ist, dass Künstler und Illustratoren im 19. Jahrhundert dieses Motiv populär gemacht haben – und die Welt hat es so sehr geliebt, dass es zum festen Symbol der Rasse geworden ist.
Trotzdem ist das Fässchen heute so stark mit dem Bernhardiner verbunden, dass viele Halter ihren Hunden aus Spaß ein dekoratives „Rettungsfässchen“ umhängen. Mythos hin oder her – das Symbol lebt weiter.
Wie ist es, mit einem Bernhardiner zu leben?
Ein Bernhardiner hinterlässt Eindruck – nicht nur wegen seiner Größe (60–80 kg sind keine Seltenheit), sondern vor allem wegen seines sanften und freundlichen Wesens. Viele beschreiben ihn als großen, kuscheligen Teddybären mit einem Herz aus Gold.
Charakter und Wesen
Der Bernhardiner gilt als:
- ruhig
- geduldig
- sehr loyal
- stark familienbezogen
- oft ausgesprochen gut mit Kindern
Er ist selten aggressiv und kann im Alltag fast wie ein „Therapiehund“ wirken. Diese Rasse liebt Menschen und möchte am liebsten immer dabei sein, wo seine Familie ist. Ein Bernhardiner leidet, wenn er viel alleine gelassen wird oder die meiste Zeit in einem Zwinger verbringen muss.
Intelligenz und Erziehung
Der Bernhardiner ist intelligent, kann aber auch stur sein. Am besten reagiert er auf:
- positive Verstärkung
- ruhige, klare Anweisungen
- konsequentes, aber freundliches Training über längere Zeit
Es ist keine typische Sport- oder Wettkampfrasse für Agility oder Obedience, aber er lernt vieles, wenn die Beziehung zum Menschen stimmt und die Aufgaben sinnvoll erscheinen. Am wichtigsten ist, dass der Hund klare Regeln im Alltag kennt und sich sicher und verstanden fühlt.
Aktivitätsniveau – ruhiger als viele denken, aber Bewegung bleibt wichtig
Bernhardiner brauchen kein stundenlanges Hochleistungstraining jeden Tag. Sie sind deutlich weniger energiegeladen als beispielsweise Border Collies oder Huskys – im Kern sind sie eher gemütliche Hunde.
Trotzdem brauchen sie:
- tägliche Spaziergänge
- geistige Auslastung (Suchspiele, Nasenarbeit, einfache Denkaufgaben)
- etwas Training oder Spiel, um Körper und Geist in Schwung zu halten
Zu wenig Bewegung führt leicht zu Übergewicht – und das ist bei einer so großen Rasse ein massives Gesundheitsrisiko. Zu viel oder zu harte Belastung im Junghundealter kann wiederum Gelenke schädigen. Hier ist Balance entscheidend, vor allem während der Wachstumsphase.
Wichtige Punkte, die du kennen musst, bevor du einen Bernhardiner anschaffst
Der Bernhardiner ist eine großartige Rasse, aber er passt nicht in jedes Leben. Bevor du dich entscheidest, solltest du ehrlich prüfen, ob Platz, Zeit, Geld und Alltag wirklich mit einem so großen Hund zusammenpassen.
1. Sie nehmen viel Platz ein
Das ist keine „große, aber kompakte“ Hunderasse. Ein Bernhardiner ist wirklich riesig. Er legt sich gern mitten in den Flur, vor die Tür oder quer durchs Wohnzimmer – und bleibt dort. Du brauchst ausreichend Platz im Haus und idealerweise auch draußen.
2. Sie sabbern
Wie stark sie sabbern, ist von Hund zu Hund verschieden, aber viele Bernhardiner sabbern deutlich – besonders, wenn sie getrunken haben, wenn es warm ist oder wenn es Futter gibt. Das bedeutet oft:
- strategisch platzierte Handtücher im Haus
- regelmäßiges Abwischen von Maul und Brust
- Sabberspuren auf Boden, Wänden und gelegentlich auf Kleidung
Für manche Menschen ist das kein Problem – für andere ein absolutes No-Go. Wichtig ist, dass du vorbereitet bist.
3. Fellpflege
Der Bernhardiner hat ein dichtes Fell, das ihn gut gegen Kälte und Witterung schützt. Er haart, vor allem in den Fellwechselzeiten, und regelmäßiges Bürsten ist nötig, um das Fell gesund zu halten und die Haarmenge im Haus zu reduzieren. Ohne Pflege kann das Fell verfilzen.
4. Kosten
Große Hunde bedeuten in der Regel größere Ausgaben. Bei einem Bernhardiner musst du mit Folgendem rechnen:
- deutlicher Futterverbrauch
- höhere Tierarztkosten (größere Medikamentendosen, aufwendigere Behandlungen)
- höhere Versicherungsprämien
- größere Hundebetten, Transportlösungen und sonstige Ausrüstung
Man muss kein Millionär sein, um einen Bernhardiner zu halten – aber es ist sicher keine Rasse, die man sich anschaffen sollte, wenn das Budget ohnehin schon am Limit ist.
5. Gesundheit
Wie viele große und gigantische Rassen ist der Bernhardiner für bestimmte Gesundheitsprobleme anfällig. Zu den wichtigsten zählen:
- Hüftgelenksdysplasie
- Ellbogendysplasie
- Herzerkrankungen
- Magentorsion (Magendrehung – ein akuter, lebensbedrohlicher Notfall)
- geringere Lebenserwartung als bei vielen kleineren Rassen (oft etwa 8–10 Jahre)
Ein seriöser Züchter achtet auf Gesundheitsuntersuchungen, verwendet gesunde Zuchttiere und spricht offen über die Linien und mögliche Risiken. Als Halter solltest du auf gutes Futter, ein gesundes Gewicht, regelmäßige Tierarztkontrollen und ein vernünftiges Maß an Bewegung achten.
Ist der Bernhardiner die richtige Rasse für dich?
Der Bernhardiner kann ein wunderbarer Begleiter sein – aber nur, wenn Alltag, Erwartungen und Rahmenbedingungen wirklich zu dieser Rasse passen.
Diese Rasse passt gut zu dir, wenn du:
- einen ruhigen, liebevollen und sozialen Familienhund suchst
- genügend Platz im Haus und idealerweise im Garten hast
- mit Haaren, Sabber und viel Hund in deinem Alltag leben kannst
- viel Zeit mit deinem Hund verbringen möchtest
- ruhige Spaziergänge und ein eher entspanntes Hundeleben bevorzugst
Weniger geeignet ist der Bernhardiner, wenn du:
- einen sehr sportlichen Wander- oder Joggingpartner suchst
- sehr viel Wert auf ein absolut sauberes, haarfreies Zuhause legst
- nur wenig Platz zur Verfügung hast
- häufig reist und deinen Hund oft abgeben müsstest
Fazit – eine majestätische Rasse mit großem Herzen
Der Bernhardiner ist eine beeindruckende und zugleich sanfte Hunderasse für die richtigen Menschen. Er ist geduldig, freundlich und baut enge Bindungen zu seiner Familie auf. Die Geschichte als Lawinenhund in den Alpen verleiht ihm zusätzlich Tiefe, und das ikonische Fässchen um den Hals macht ihn unverwechselbar.
Wenn du Platz, Zeit, die nötigen Mittel und viel Liebe für große, ruhige Hunde hast, kann ein Bernhardiner einer der treuesten und bereicherndsten vierbeinigen Freunde werden, die du jemals in dein Leben holst.


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